Mittwoch, 9. März 2011

„Mama Radio und Papa Fernseher“

Ich sitze auf einem Stuhl. Der Fernseher läuft. Eigentlich sitze ich auf dem Sofa. Der Fernseher läuft aber trotzdem. In der Küche läuft das Radio. Im Badezimmer der CD Player und überall schwirrt das Internet herum. Laut muss alles sein, ganz viele menschliche Stimmen habe ich zu mir eingeladen. Messages, Emails, Accounts, Nachrichten, Sendungen, Töne, Rauschen, Hypnose.

Die Kabel unterteilen den Boden, wie Schützengräben das Erdbeerfeld. Auf meiner Seite ist der Fernseher, aber für Konversation eignet er sich nicht. Ich mache auch nie gern den ersten Schritt. Dann ist da mein Telefon. Wir sind Verbündete. Es klingelt nicht und lässt mich in Ruhe. Ich klingele nicht und naja ihr könnt euch den zweiten Teil dieses überflüssigen Satzes denken. Meine Finger fangen an Dinge zu tun, die ihnen das Radio aus der Küche zuruft. „Wir kommen gleich zum Essen, sind gleich da“. Ob sie mich wohl mitnehmen werden? Aber ich bin zu schwer geworden um aufzustehen. Und sie wollen das Radio sicher nicht warten lassen.

Auf der anderen Seite des Grabens sind die Stereoboxen. Die widerlichen Stereoboxen. Sie planen einen Überraschungsangriff, wie eine Art Geburtstagsparty ohne Geburtstagsparty aber mit viel Lärm und Krieg. Ihr wisst schon, die Schützengrabenmetapher.

Ich halluziniere. Ja, mehr als sonst. Ich denke ich sehe mich selbst zu im Glas der Fensterscheiben. Da sitzt irgendwas auf einem Stuhl. Naja eigentlich auf einem Sofa. Aus der Steckdose kommen meine Gäste für heute Abend. Sie verbinden dies mit dem und zerren alles wie ein Packet zusammen. Ich würde es ja verschenken, aber ich befürchte ich bin der Inhalt.

Ob das meine Hände sind, die da im Dunkeln zu erahnen sind? Wie man das Wort Hände wohl ausspricht, ich bin mir nicht sicher. Auch wenn ich wollte, und ich vermute das tue ich gerade, habe ich verlernt meine Lippen zu bewegen. Mund auf. Kann ich. 1,95Euro Nahrung rein, kann ich auch. Mund zu. Kauen. Funktioniert. Aber wie würde ich Hände sagen? Wenn jetzt jemand an der Tür klingelt, wäre ich völlig aufgeschmissen.

Und es klingelt an der Tür.

Nur ein Scherz, ich würde das Klingeln bei diesem Lärm sowieso nicht hören.